Aufruf: Demo gegen „Oseberg“

Aufruf der Antifa Essen Z zur Demonstration gegen das Neonazi-Geschäft „Oseberg“ am 6.6.2009

Am 3. April diesen Jahres eröffnete der Laden „Oseberg“ auf der Viehofer Straße in der Essener Innenstadt. „Oseberg“ vertreibt Kleidung der Marke „Thor Steinar“, die von Rechten für Rechte produziert wird. Besitzer des Ladens ist die brandenburgische „MediaTex GmbH“, die etliche Filialen betreibt und mit „Oseberg“ jetzt versucht, in Nordrhein-Westfalen Fuß zu fassen.

Angehörige der rechten Szene treten mittlerweile in Bezug auf ihren Kleidungsstil wesentlich pluralistischer auf, als es vor dem Ende der 90er Jahre der Fall war. Waren zu Zeiten der Rostocker und Solinger Pogrome Rechtsextreme noch klar in die Gruppen der klassischen Braunhemden-und-Scheitel-Träger und Skinheads mit Boots, Bomberjacken und Deutschlandshirts zu unterscheiden, änderte sich dies in der letzten Zeit massiv. Zu der anschließenden Verwirrung trug bei, dass sich in der Szene neue Marken und Stile etablierten und die „Neuen Nazis“ Kleidungsstile linker Gruppierungen adaptieren: So gibt es noch immer Lehrer, die nach bestem Wissen und Gewissen Schüler, die Kleidung der Marken „PitBull“ oder „Lonsdale“ tragen, mit deren vermeintlich rechten Ansichten konfrontieren. Oder andersherum Menschen, die Demonstrationsteilnehmer mit Buttons an der Mütze, auf denen schwarz-rote Flaggen abgebildet sind, per se für Linke halten, nicht wissend, dass so genannte Autonome Nationalisten diese Symbole kopieren. „Thor Steinar“ hat in dem Kontext dieser Entwicklung in der rechten Szene einen festen Platz erobert. „Thor Steinar“-Träger sind neue Nazis, die die alten nationalistischen, rassistischen und antisemitischen Inhalte in Kombination mit trendig-sportlicher Kleidung verbunden sehen und damit auch nach Außen ein moderneres, schickeres Bild vermitteln wollen.

Gegen „Oseberg“ gab es seit seiner Eröffnung massiven Protest. Innerhalb kürzester Zeit bildete sich ein relativ breites Bündnis aus Essener Gruppen, die bereits lange gegen Nazis aktiv sind. Es fanden zwei Demonstrationen statt, die beide gut besucht waren und lautstark auf die Unerwünschtheit des Ladens aufmerksam machten. Bei der letzten Demonstration kam es allerdings zu erheblichen Repressionen durch die Polizei, die die DemoteilnehmerInnen immer wieder zu provozieren suchte. Ungeachtet dessen wurde der Protest fortgesetzt: So wurden Flyer in der Innenstadt und an die umliegenden Läden verteilt, Aufkleber geklebt, die Scheiben des Ladens wurden vielfach bemalt, schließlich eingeworfen und das Ladeninnere mit einer übel riechenden Substanz bedacht. Der Ladenbesitzer, der angibt, seine Räumlichkeiten nur unter Vorspiegelung falscher Tatsachen vermietet zu haben, möchte dem Betreiber nun kündigen. Da sich solche Prozesse aber meist relativ lang hinziehen, ist weiterhin Engagement gefragt.

Dass Beharrlichkeit durchaus Erfolg haben kann, zeigt die Erfahrung mit dem Bochumer Naziladen „Goaliat“ sowie dem Dortmunder „Alte Liebe“, die beide ihre Tore schließen mussten, nachdem die Reparaturkosten und Einnahmen in keinem Verhältnis mehr standen.

Wir machen uns nichts vor: Wenn es uns gelingt, „Oseberg“ zum Schließen zu bringen, bleibt das Naziproblem hier dasselbe. Antifaschistischer Protest darf sich nicht darauf beschränken, das Erscheinungsbild der eigenen Stadt als „sauber“ zu präsentieren, während in den Außenbezirken der Nazimob MigrantInnen, Punks und generell Andersdenkenden das Leben schwer macht. Unser Prostest gegen „Oseberg“ soll hier stellvertretend für den Protest gegen alle Scheiß Nazis, ihre Läden und Klamotten, ihre Musik, Fanzines, Parteien, Gruppierungen, gegen ihre Inhalte und ihr Dasein stehen.