Kein pro-NRW Treffen in Essen

Allem Anschein nach konnte das für den 8.1. angesetzte Mitgliedertreffen des Essener Kreisverbands von pro-NRW nun doch stattfinden – allerdings nicht in Essen. Das zumindest berichtet die Tageszeitung NRZ im Essener Lokalteil vom 10. Januar. In ein Lokal außerhalb der Stadt habe das Treffen verlegt werden müssen, nachdem der Wirt der Kneipe Hattrick, dem ursprünglich geplanten Veranstaltungsort, über die rechte Zusammenkunft informiert worden war und diese untersagte. Es bleibt zu hoffen, dass dies nicht die letzte erfolgreiche Intervention gegen das Treiben der Rechtspopulisten von pro-NRW in Essen gewesen sein wird.

Artikel der NRZ vom 10.01.09
Anderes Rechtsempfinden

KOMMUNALWAHL. Auch eine geplante Gegendemo konnte die populistische Bürgerbewegung „Pro NRW“ nicht an ihrer Kandidatenkür hindern. Thematisch ist man vor allem erstmal gegen die Moschee.

Dass seine politische Premiere so nervig ausfällt – Bernd Weyrich tut erst gar nicht so, als stünde er locker drüber. Seine gut 70 Einladungen an Mitglieder und Sympathisanten – alle für die Katz´. „Diese Chaoten sind Schuld“, sagt er und meint die Leute von der „Antifa“, die der rechtspopulistischen Bürgerbewegung „Pro NRW“ und ihrem Vorsitzenden am Donnerstag die Kandidatenkür in der Altenessener Sportkneipe „Hattrick“ vermasselt haben. Man hatte Wind von dem Treffen bekommen, eine Gegendemo organisiert und so den Wirt hellhörig werden lassen.

Der hätte gern einen vollen Saal gehabt, einerseits, aber Ärger will er auch nicht, Sportsmann, der er ist, und – wie er der NRZ gegenüber beteuert – liberal dazu: „Hier kriegen auch Schalker ihr Bier, wenn der Laden voller Rot-Weiß-Fans ist.“ Aber weil „Pro NRW“ für die einen „NPD-nahe Rassisten und unerwünscht“ sind und die „Antifa“ für die andere Seite „latent gewaltbereite Verfassungsfeinde und Alt-68er“, machte das „Hattrick“ aus Sorge vor einem Spielabbruch einen Rückzieher – und „Pro NRW“, Kreisverband Essen, wählte seine Kandidaten nach eigenem Bekunden in einem Lokal außerhalb der Stadt.

So bleibt die Konfrontation von rechts und links aufgeschoben, aber nicht aufgehoben. Denn mögen auch NPD-Aktive sehr zum Ärger vieler Bürger ihre Infostände in Rüttenscheid, Werden, Kettwig oder Kray aufbauen – bei Wahlen gelten eher die gemäßigteren Rechtsausleger als halbwegs chancenreich.

Ablösung für die Republikaner?

Gut möglich, dass dabei anno 2009 „Pro NRW“ die „Republikaner“ ablöst, deren politische Belanglosigkeit noch dadurch übertroffen wurde, dass ausgerechnet einer der Ihren wegen sexueller Nötigung zu acht Monaten Haft auf Bewährung verurteilt wurde.

Wer die Essener Vorstandsmitglieder von „Pro NRW“ auf ein Bier in einer Altenessener Gaststätte trifft, stößt auf „eigentlich unpolitische“ Mittelständler, verbitterte Ex-Sozialdemokraten und Leute, die ein bisschen stolz sind auf 250 Euro Strafe wegen Beleidigung, weil man Grünen-Chefin Claudia Roth im Internet-Chat den Beinamen „Fatima“ verpasst hat. Die davon reden, dass zu ihren politischen Zielen gehört, die Moschee an der Nöggerathstraße zu verhindern und die „Altendorfer Kanacken“ loszuwerden – und erst nach entsetzter Nachfrage betonen, sie meinten damit selbstredend die gleichnamige Jugendgang. Ach so.

Wie weit rechts sie stehen? „Ich war mein Lebtag kein Nazi und werde auch keiner werden“, sagt einer, und alle nicken, aber die geplante Moschee in Altendorf (andere Themen werden nachgereicht, heißt es), sei fraglos eine „Provokation“, der Versuch, eine fremde Kultur „überstülpen“ zu wollen.

Der das sagt, heißt Uwe Berger, ein 44-jähriger Frührentner, der in Heiligenhaus wohnt, dem „Pro NRW“-Landesvorstand angehört und am Donnerstag zum OB-Kandidaten für Essen gewählt wurde. Und der nicht „Rechtspopulist“ genannt werden will, sondern „bürgerlich-konservativ“.

Auch Berger war mal in der SPD und wurde als OB-Kandidat nach Essen entsandt. „Da hatte ich keinen Einfluss drauf“, sagt der Kreisvorsitzende Bernd Weyrich entwaffnend offen. Er führt mit Ulrike Braukmann, Siegfried Swiontek und Nina Böseweck die Reserveliste an. Mit vier Leuten in den Rat zu kommen, sei ja wohl realistisch, glauben sie.

Dabei fehlen ihnen erst einmal reichlich Unterstützer-Unterschriften und auch noch Bewerber. 41 Kandidaten plus OB-Bewerber sind zu nominieren. Bei „fast 30“ Mitgliedern.

http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/essen/2009/1/9/news-103850337/detail.html