Bilder & Bericht: NPD-Kundgebung am 9.11.

Wie bereits im vergangenen Jahr hatte der Essener Kreisverband der NPD auch zum diesjährigen 9. November eine Kundgebung in Essen-Borbeck angemeldet. Am 72. Jahrestag der Reichspogromnacht wollten die Neonazis den Maueropfern in der DDR gedenken.

Während die rechte Kundgebung im letzten Jahr von weiten Teilen der Öffentlichkeit vollkommen ignoriert wurde, sprachen sich in diesem Jahr zahlreiche prominente Vertreter von Parteien, Gewerkschaften und Verbänden für ein Verbot der Veranstaltung aus. Diese Forderung wiesen die Verantwortlichen der Essener Polizei jedoch mit dem Argument zurück, eine Verbotsverfügung sei juristisch aussichtslos. Diese Einschätzung verwunderte viele Kritiker auch vor dem Hintergrund, dass noch im Jahr 2004 ein geplanter Naziaufmarsch am 9. November verboten und vom damaligen Essener Polizeipräsidenten als „unverschämte Provokation“ bezeichnet wurde.

Gegen die diesjährige Kundgebung der NPD hatte sich bereits im Vorfeld ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis gebildet, das in unmittelbarer Nähe zu der rechten Versammlung eine Gegenkundgebung angemeldet hatte. An den Protestaktionen beteiligten sich trotz Dauerregens mehrere Hundert Personen, von denen ein großer Teil dem autonomen Antifaspektrum zuzurechnen war. Rund 100 von ihnen hatten zuvor an einer Gedenkkundgebung in Duisburg teilgenommen. Die lautstarken Proteste nahmen den Redebeiträgen der rund 40 mit Fahnen und brennenden Fackeln ausgestatteten Neonazis jede öffentliche Wirkung. Außerdem wurde eine geplante Kranzniederlegung der NPD an der Germania-Statue durch die große Zahl der anwesenden Gegendemonstranten verhindert. Unbekannte hatten die militaristische Statue zuvor komplett in schwarze Plastikfolie eingewickelt. Während der Kundgebung wurden vereinzelt Gegenstände auf die Neonazis geworfen. Nach unserem Kenntnisstand kam es zu mindestens einer Festnahme auf Seiten der Nazi-Gegner. Zudem wurde eine größere Gruppe junger Antifaschisten bereits bei ihrer Ankunft in Borbeck von der Polizei am Verlassen des Bahnhofs gehindert.

Den mitgebrachten Kranz ließen die Neonazis an ihrem Kundgebungsort zurück, er wurde unmittelbar nach ihrem Abrücken von Gegendemonstranten entsorgt. Nach Beendigung der rechten Kundgebung wurden die NPD-Anhänger unter dem anhaltenden Protest der anwesenden Antifaschisten von der Polizei zu einem Sonderbus eskortiert. In dieser Situation warfen Unbekannte mehrere Steine auf die Nazi-Gegner. Verletzt wurde dabei niemand.